Ich bin an dem Punkt angelangt, wo ich mir ernsthaft überlege was ich tun kann, um der eventuellen Nachwelt was wirklich Wertvolles zu hinterlassen. Hmm. Materielle Dinge haben alle irgendwie ein Ablaufdatum und so muss es kommen, wie es kommen muss. Ich kann lediglich mit geistigem Gut die extraterrestrischen Invasoren begeistern, was nur mehr eine Möglichkeit im interstellaren Raum stehen lässt: Ein Buch. Jawohl. Ich schreibe einfach ein Buch. So schwer kann es ja nicht sein, wenn ich mir da manch gedruckten Rotz, der tagtäglich meine Äuglein malträtiert, zu Gemüte ziehe. Was wäre nun naheliegender, als genau über das Worte zu verfassen, was mich bewegt und meine Synapsen im Gehirn zum Glühen bringt? Was wäre wohl wichtiger als die essentielle Frage des Warum? Und über was könnte ich wohl besser berichten, als von der ewigen Odyssee des Unverständnisses? Genau. Alles andere wäre der Hohn schlechthin, weil ich ja im tiefsten Inneren völlig ahnungslos bin...

Sonntag, 8. Januar 2012

[Leseprobe] Kapitel II/2: Italien willenlos

"Piep. Pieeeeeeeeeeeeeeeeeeep! Übers Wasser kreischt uns ein Bissanzeiger entgegen. Jetzt schießt auch aus der zweiten grünen Behausung eine Gestalt hervor um ebenfalls zu den Ruten zu stürzen. „Pfau, org. Des dürft ka schlechtes Platzl sei“ sage ich zu Dad, der gespannt wie ein Adler, durch seine Polbrille blinzelt. Als plötzlich auch Proband Nummer Drei aus der Hütte stolpert, halte ich wieder an. Hellichter Tag und fast ein Triple-Run. Unpackbar eigentlich. Das schau ich mir an. Alle drei drillen, was das Zeug hält, aber niemand scheint da irgendwie Fortschritte zu machen. Langweilig. Pfeif drauf. Wir fahren. Vom Zusehen fangen wir selbst keine Fische. Ich gebe wieder Stoff. Ansatzlos ertönen auch die anderen akustischen Bissboten am Ufer der Hunter. „EEEEYYYYYYYY!“ Irgendwelche Laute werden uns von Land aufs Wasser gebrüllt, während wild gestikulierend zwei der Burschen fäustereckend geben, was sie haben. Aus dem tiefsten Inneren meiner Seele formt sich langsam aber sicher ein unangenehmes Gefühl. Haben wir was damit zu tun? Nein, das gibt’s nicht. Da war weit und breit kein Marker, keine Boje und wer zur Hölle soll da dreihundert Meter raus ins Kraut fischen? Das wäre ja komplett hirnverbrannt. Ach, leckt uns doch am Arsch! Weiß Gott, was die für ein Leiden haben. Ich gebe wieder Schub, um schnell das Weite zu suchen. Wenn einem die Pest entgegenwinkt, gehe ich ja auch nicht hin, um nachzusehen, ob sie nicht doch ein Bonbon für mich hat. Doch mit jedem Meter, den ich vorankomme, verliert der Motor Kraft und hört sich kontinuierlich unangenehmer an. Was ist da jetzt schon wieder? Erneut stelle ich die Maschine ab und klappe den Aussenborder hoch, um nachzusehen, was da nun wieder los sei. Ich brauche keine Sekunde, um zu erkennen, was da unseren Antrieb mälträtiert. Uhhhhh. Schon kommen die strammen Leinen aus dem Wasser, um direkt wie Spinnenfinger in unserer Schraube zu münden. Da ein Schlagschnurknoten, dort ein gewaltiges Bündel Monofil. Jetzt war alles klar. Muahhaahh. Wir haben tatsächlich alle kassiert. Eigentlich war es jetzt nicht unangenehm, da dreihundert Meter vom Ufer entfernt im Boot zu sitzen, wenn ich mir die tobende Masse am Ufer da ansah. OK. Die hatten in erster Linie nur Schlauchboote und kleinere Motoren, womit sie uns auf hoher See wohl nicht verfolgen konnten. Wir würden ihnen mit unserem 25ps Mercury ordentlich die Leviten blasen, während wir am Horizont verschwanden. Ich versuche durch ein paar beschwichtigende Armbewegungen unsere Unschuld klarzumachen, während ich überlege, wie ich den Höllenwickel da an unserer Schraube lösen soll. Halbherzig zupfe ich mal hier und mal da, aber es ist bereits klar, wie der vielzitierte Gebirgssee. Operation sinnlos. Ohne zu zögern wird Mister El Gran Cazador aus seinem ledernen Gefängnis befreit und mit einem beherzten Zug hab´ ich alle sechs bis sieben Leinen abgschnitten, die unser Vorankommen behinderten. Schnell waren die paar Schnurkringel auch von der Schraube und wir konnten wieder Gas geben, während am Ufer noch immer der Hass regierte. Wenn uns die in die Finger kriegen, dann gnade uns Gott! Tja, aber wenn ich so angle, dann setze ich eben Marker oder Bojen, damit auch andere wissen können, dass hier gefischt wird. So darf man sich nicht wundern, schließlich waren sie ja nicht alleine. Siegessicher sende ich noch einen fetten Mittelfinger, drücke den Schubhebel auf Anschlag und wir fetzen aus dem Ausstand. Und wir kommen original keine hundert Meter, weil der Motor plötzlich zu stottern beginnt und von einer Sekunde auf die andere aus ist. Alter. Bitte nicht jetzt. Das bleibt auch am Ufer natürlich nicht unentdeckt und die ersten blutlechzenden Berserker sammeln sich bei ihren Booten. Siegeseuphorie und Schadenfreude mutieren binnen weniger Augenblicke zu nackter Angst um meine Gesundheit. Jetzt gibt’s gleich was auf die Haube..."