Ich bin an dem Punkt angelangt, wo ich mir ernsthaft überlege was ich tun kann, um der eventuellen Nachwelt was wirklich Wertvolles zu hinterlassen. Hmm. Materielle Dinge haben alle irgendwie ein Ablaufdatum und so muss es kommen, wie es kommen muss. Ich kann lediglich mit geistigem Gut die extraterrestrischen Invasoren begeistern, was nur mehr eine Möglichkeit im interstellaren Raum stehen lässt: Ein Buch. Jawohl. Ich schreibe einfach ein Buch. So schwer kann es ja nicht sein, wenn ich mir da manch gedruckten Rotz, der tagtäglich meine Äuglein malträtiert, zu Gemüte ziehe. Was wäre nun naheliegender, als genau über das Worte zu verfassen, was mich bewegt und meine Synapsen im Gehirn zum Glühen bringt? Was wäre wohl wichtiger als die essentielle Frage des Warum? Und über was könnte ich wohl besser berichten, als von der ewigen Odyssee des Unverständnisses? Genau. Alles andere wäre der Hohn schlechthin, weil ich ja im tiefsten Inneren völlig ahnungslos bin...

Freitag, 11. November 2011

[Leseprobe] Kapitel I/1: Das Standard-Monster

"Mit einigen Gesten und unverständlichem Gebrabbel wurde mir klargemacht, dass wir bei unserer aktuellen Geschwindigkeit nicht vor Einbruch der Dunkelheit aus dem Wald waren. Pfff. Ich fuhr nach dem Wandern durch die Ebene, dem schweißtreibenden Aufstieg und dem bisherigen Abstieg körperlich schon jetzt auf Reserve und wusste nicht, wie lange ich noch mithalten konnte. Als die Beiden losrennen wird mir klar, dass ich das nicht packen kann. Den fetten Rucksack am Buckel, die Schuhe seit einer Woche niemals trocken und tief atmend stehe ich auf einmal alleine im Busch. Ringsherum wieder die laute Stille des Urwalds. Ich lasse mich in den Matsch fallen und pausiere ein wenig. Chancenlos weiter zu hetzen wäre nun eher kontraproduktiv. Soviel ist mal klar. Ich drehe mir einen Glimmstengel aus Pfeifentabak und genieße in aller Ruhe den tief, derben Geschmack auf meinen Lippen, während ich den kalten Rauch in die stechmückengetränkte Luft blase. Echte Zigaretten haben wir schon lange nicht mehr. Sauberes Trinkwasser ebenso wenig. Der leicht süsse und herbe Touch vom Pfeifenmaterial übertüncht wenigstens den schalen Alptraum der Wasserentkeimungstabletten. Soll ich hier auf die Anderen warten? Scheint mir auch sinnlos und nicht ungefährlich zu sein. Was ist, wenn der Rest nicht exakt den gleichen Weg nimmt, wie wir es getan haben? Die wandern fünfzig Meter an mir vorbei und ich würde es nicht mal bemerken. Ich kämpfe mich hoch. Weiter. Ich muss einfach weitergehen. Es vergehen weitere zwei Stunden, die ich alleine durchs Dickicht krieche. Dann ist es soweit. Die Sonne ist weg. Scheinbar von einer Sekunde auf die andere kann ich meine eigene Hand vor den Augen nicht mehr sehen. Und Eines kann ich euch sagen: Im subtropischen Urwald Venezuelas, fernab jeglicher größerer Zivilisation ist es wirklich finster. Von etwaigem, sonst verhassten Lichtsmog fehlt traurigerweise jede Spur. Da stehe ich jetzt mutterseelenalleine, sehe keinen Meter und bin umringt von todbringenden Kreaturen, die ich nur erahnen kann. Nein, das habe ich dann gar nicht mehr lustig und abenteuerlich abgefahren empfunden. Plötzlich ist mir wirklich der sogenannte Reis gegangen..."